Zwischenstand Nutzungskonzept Naturinsel Reetz.
(Projektbüro Wildwege, Stand 5.7.2010)
Auftraggeber: OeLaLa e.V.
Auftragnehmer: Projektbüro Wildwege
1. Einleitung
Nutzungskonzept Naturinsel Reetz
Im 2008 wurde vom Verein zur Förderung des ökologischen Landbaus und der Landschaftspflege (OeLaLa) in Reetz e.V. ein 20,7 ha großes Flurstück von der Erbengemeinschaft Hunstock/ Senst erworben, mit der Absicht diese Fläche aus der konventionellen landwirtschaftlichen Nutzung heraus zu nehmen und die Landschaft im Sinne des Naturschutzes reicher zu strukturieren. Damit soll für Mensch und Natur eine Aufwertung des Lebensraumes bewirkt werden. Zum Einen sollen Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt umgesetzt werden und zum Anderen die Ackerfläche in Zukunft für den ökologischen Landbau zur Verfügung gestellt werden.
Im Rahmen dieses Nutzungskonzeptes für die „Naturinsel Reetz“
sind zwei Aspekte zu beachten, die von behördlicher Seite zu klären sind:
- Naturschutzrelevante Bepflanzung: z.B. Hecken etc.
- Landwirtschaftliche Nutzung: ökologischer Anbau
Des weiteren sollen Besucher über die Maßnahme informiert werden und an einigen Stellen die Möglichkeit haben das Gelände zur Erholung und zur Naturbetrachtung zu nutzen.
Ziel des Nutzungskonzeptes ist es, alle relevanten Interessen miteinander zu vereinbaren und eine Planungsgrundlage zu liefern, um die Gestaltungsorschläge umsetzen zu können.
2. Beschreibung des Ist- Zustandes der Fläche
Die Fläche umfasst ein Flurstück (Flur 1, Flurstück 1026, Reetz) am westlichen Ortsrand der Gemeinde Reetz in der Gemarkung Wiesenburg. Sie ist 20,7 ha groß und als Ackerland eingetragen. Die gesamte Fläche liegt im Landschaftsschutzgebiet. Im Osten wird die Fläche durch einen Feldweg und mehrere bebaute Grundstücke und Gärten begrenzt. An der nördlichen Grenze befindet sich ein kleiner Robinienwald und eine Halle, die vom benachbarten Landwirtschaftsbetrieb als Kuhstall genutzt wird. Dahinter verläuft die Verbindungsstraße von Reetz nach Reppinichen. Im Westen und Süden befinden sich großflächige Ackerflächen auf denen in diesem Jahr (2010) konventionell Roggen angebaut wird.
Insgesamt erscheint die Umgebung stark Flurbereinigt und es lassen sich außer einer schmalen Hecke entlang eines Feldweges in westlicher Richtung keine weiteren Landschaftselemente finden. Der nächstgelegene Wald bzw. Kiefernforst befindet sich in ca. 500 m Entfernung in süd-westlicher Richtung.
In der Vergangenheit wurde auf dieser Fläche von der LPG Reetz Ackerbau und Kartoffelzucht betrieben. Nach der Wende bis 2003 ist sie von einem Pächter bewirtschaftet worden. Seit dieser Zeit wurde nur noch einmal pro Jahr gemäht, da sich ackerbauliche Nutzung nicht mehr rentierte.
2.1 Boden
Der Boden besteht hauptsächlich aus schwach lehmigen Sanden, an einigen Stellen lassen sich ab 60 cm tiefe stärker lehmhaltige Untergründe finden. Im nordöstlichen Teil der Fläche tritt reiner Sand an die Oberfläche. Die Bodenpunktzahlen bewegen sich zwischen 23 und 39 Punkten, wobei der größte Teil der Fläche Bodenpunktzahlen um 30 aufweist. Die Erde ist sehr humusarm und bei Jahresniederschlagen von 540 mm ist mit die Fläche als Grenzertragsstandort zu charakterisieren. (Anlage 1)
2.2 Vegetation (wird noch überarbeitet)
Die gesamte Fläche wurde seit 2003 extensiv durch jährlich einmalige Mahd bewirtschaftet und weist die für diesen Standort typische artenarme Vegetationsdecke der Ackerwildkrautfluren auf. Stellweise ist der Boden unbewachsen.
Bestandsbildende Arten sind Agropyrens repens (Gemeine Quecke), Hollcus mollis (Wolliges Honiggras) und Hiratium pilosella, die meisten der gefundenen Arten sind Einzelfunde oder der sind nur sehr verstreut vorkommend. (Anlage 2)
Erhaltenswertes Biotop: Aus Sicht des Naturschutzes ist der Magerasen im Norden des Geländes auf Silikatgestein schützens- und erhaltenswert.
Anlage 1
Bodenansprache „Naturinsel Reetz“
Wiesenburg OT Reetz Flur 1 Flurstück 1026
200 700 qm
Bodenpunktzahlen des Bodenwertgutachtens von 1930:
Auskunft des Katasteramtes Teltow
Anteil [qm] Bodenpunkte 894 25 8.509 23 1.762 28 21.807 39 22.363 25 38.881 28 96.911 32 Summe 191.127
Geschiebesande und Lehme
Jahresniederschläge 540 mm
Ackerland
Unland
Bodenuntersuchung am 30.4.2010
Bodenmesspunkt 1 2 3 4 Schluffiger Sand
Ah 0,5 cm
B 60 cm
C Sand
keine Steine, keine Wurzeln
Ah 0,5 cm
B 70 cm
C sandiger Lehm
Keine Steine
Ah 0,5 cm
B größer 60 cm
10% Steine
Ah 0,5
B 50 cm
C Sand
5% Steine
Protokolle mit den zuständigen Behörden und Akteuren
Absprache mit dem Landwirt Johannes Alt
Johannes Alt ist seit 2006 mit seinem Unternehmen „Agrar- und Forst- Service“ im Fläming ansässig. Er wirtschaftet auf seinen eigenen Flächen nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus und bietet Land- und Forstwirtschaftliche Arbeiten im Lohn an.
Das Land des OeLaLa e.V. hat er seit 2008 gepachtet und seitdem mehrfach gemulcht. Er hat die Fläche in seinem Agrarantrag angegeben und möchte in Zukunft dort 2 Schläge ( 2 Felder mit unterschiedlicher Frucht) einrichten. Aufgrund der Bodenqualität kommen hier nur Roggen und Leguminosen zur Bodenverbesserung in einer Fruchtfolge in Frage.
Bisher hatte Herr Alt 20, 7 ha zur Bewirtschaftung, nach der Durchführung der Naturschutzmaßnahmen werden es 16 ha sein aufgeteilt in 2 Feldern mit jeweils 8 ha.
Um eine sinnvolle Bewirtschaftung und die Pachteinnahem für den Verein zu gewährleisten, wurde im Vorfeld mit dem Landwirt vereinbart, dass nicht mehr als 4 ha Land aus der Agrarförderung herausfallen sollten.
Absprache mit dem Amt für Landwirtschaft
Agrar- Prämie:
Für die OeLaLa e.V. Fläche ist eine jährliche Agrar- Förderung, die Agrar-Prämie, beantragt/ aktiviert.
Die Heckenstreifen müssen als extra „Schläge“ ausgewiesen werden und können als „natürliche Landschaftselemente“ weiter in der Förderung bleiben. Auch die Obstbaumalle kann in der Agrar- Förderung bleiben. Die Landschaftselemente dürfen nicht durch Wege von den landwirtschaftlichen Flächen getrennt werden.
Die „Blumenwiese“ kann ebenfalls weiter gefördert werden, da durch eine jährliche Mahd, eine minimale landwirtschaftliche Nutzung gegeben ist.
KULAP:
Zusätzlich gib es eine Flächenförderung aus dem Kultur- und Landschafts- Programm (KULAP) der EU. Ausgleichsmaßnahen sind von dieser Förderung allerdings ausgeschlossen, d.h. sie entfällt für die vom Verkehrsamt bepflanzten Flächen.
Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Verkehrsamt in Potsdam
Die Durchführung der Pflanzmaßnahmen, sowie die Beschaffung des Pflanzmaterials und das Errichten von Schutzzäunen werden durch das Verkehrsamt im Rahmen einer Eingriffs- Ausgleichs- Regelung geleistet. Die Pflege der Anpflanzungen in den ersten 5 Jahren wird ebenfalls vom Verkehrsamt übernommen.
Für diese Art der Maßnahme gibt die Untere Naturschutz Behörde die Rahmenbedingungen vor:
- Anpflanzung von Hecken als Kompensation für Baumverluste
- Verwendung heimischer Gehölze gemäß der Liste des Naturparks Hoher Fläming
- Die bepflanzten Flächen werden ins Grundbuch eingetragen
Da die Durchführung dieser Ausgleichsmaßnahme direkt an den Zeitraum des Eingriffs an anderer Stelle gekoppelt ist, kann der genaue Umsetzungstermin noch nicht genannt werden. Als frühester Zeitpunkt wurde Herbst 2011 genannt.
Auswertung des „Brainstormings“ mit den Mitgliedern des ÖLaLA e.V. im Rahmen der Mitgliederversammlung am 13. Mai 2010
Nach der Begrüßung der Anwesenden auf dem Sensthof gab es eine kurze Darstellung der verschiedenen Interessensgruppen, die bei der Umsetzung des Nutzungskonzeptes „Naturinsel Reetz“ zusammenarbeiten.
1. Der Verein OeLaLa, durch die Mitglieder
2. Der Naturschutz, durch die Untere Naturschutzbehörde
3. Die landwirtschaftliche Nutzung, durch den Landwirt Johannes Alt
An diesem Tag sollten nun die Vereinsmitglieder die Möglichkeit bekommen ihre Interessen transparent zu machen.
Im ersten Teil des „Brainstormings“ wurden die Anwesenden gebeten sich vor zu stellen sie befänden sich im Jahre 2020: die Pflanzungen der „Naturinsel Reetz“ sind gut entwickelt, die Gestaltung ist weitgehend abgeschlossen und entspricht den bestmöglichen Vorstellungen von der Verbindung aus ökologischer Landwirtschaft und einem reich strukturierten Landschaftsbild zum Wohle von Mensch und Natur.
Nun wurden die Teilnehmer eingeladen sich bei einem Spaziergang über das Land, sich die Frage zu stellen was sich 2020 für jeden einzelnen hier verwirklicht haben sollte und dies in Stichpunktenn auf einer ausgeteilten Karte zu notieren. Des weiteren wurden sie eingeladen Sinneseindrücke, Bilder, Gefühle und Vorstellungen beim Gang über das Land fest zu halten.
Zur Auswertung kamen 12 Karten in denen ein hohes Interesse an der Aufwertung der Landschaft im Sinne des Natur- und Artenschutzes zum Ausdruck kam, wie zum Beispiel die Anpflanzung von speziellen Sträuchern als Bienenweiden und Hecken als Verstecke für Vögel und kleine Tiere, sowie Sitzstangen für Greifvögel und Steinhaufen als Unterschlupf für Reptilien.
Als weiterer starker Impuls gibt es den Wunsch nach Nutzung von Beeren und Obst in den Anpflanzungen, vor allem aber auch nach Kräutern für Tees und zu Heilzwecken. Verschiedentlich wurden auch Beete für den Anbau von Erdbeeren und von Gemüse vorgeschlagen.
Als drittes wichtiges Element wird die Erholungsfunktion genannt mit der Möglichkeit die Fläche zu Fuß zu umrunden und durch das Vorhandensein von Sitzgelegenheiten die Natur zu betrachten und die Landschaft zu genießen.
Unter anderem gab es hier Ideen für Trampelpfade, einen Werkzeugschuppen und kleine Wasserflächen.
Vereinzelt wurde das Vorhandensein von Nutztieren und das Anbringen von Lehrpfaden und Hinweistafeln genannt.
Der zweite Teil des Brainstormings wurde durch eine Dia- Präsentation eingeleitet in
der zum Einen das OeLaLa- Land im April 2010 zu sehen war und zum Anderen Landschaftselemente gezeigt wurden, wie Windschutzhecken, Obstbaumalleen und Feldsteinwälle, die vor über 20 Jahren in Schmerwitz angelegt wurden.
Hiernach wurde der Vorentwurf zum Nutzungskonzept vorgestellt, erläutert und diskutiert.
Für die weitere Ausgestaltung und Flächenbestimmung im Rahmen des Nutzungskonzeptes wurden nun die Vereinsmitglieder zu ihren Ressourcen d.h. zu der Möglichkeit des Einbringens von Arbeitskraft und finanziellen Mitteln mit Hilfe eines „Barometers“ befragt. Hier konnte sich jeder auf einer Skala von 1 bis 10 eintragen zu seiner persönlichen Ressourceneinschätzung zu den Themen „Arbeitseinsatz“ und „zusätzlichen Finanzhilfen“.
Alle 13 Befragten sind bereit mehr zu leisten, als im Moment. Beim Thema „Arbeitseinsatz“ 7 Nennungen im Bereich über dem Mittelwert, d.h. wesentlich mehr und 4 Nennungen im Bereich mehr „zusätzliche Finanzhilfen“
Einteilung der Fläche:
Die 20,7 ha des ÖLaLA e.V. haben eine fast quadratische Form mit einer maximalen Seitenlänge von 480 m im Westen und ca. 500 m im Süden.
Folgende Gestaltungselemente und Aufteilungen wurden in einem Vorentwurf (Anlage 3) dargestellt und diskutiert:
I. Randbepflanzung mit Feldhecken entlang der Grenzen, im Folgfolgenden „Randhecken“ genannt
Die Randhecken sind in folgende Abschnitte aufgeteilt:
Im Westen: 480,4 m Länge x 15 m Breite
Im Süden: 406,7 m Länge x 10 m Breite
Im Osten: 68 m x 5 m, 100 m x 5 m (am Feldweg)
Im Norden: 242,2 m x 10 m, 70 m x 5 m, 45 m x 5 m, 60 m x 10 m
II. „Heckenbiotop“ in Nord- Süd- Ausrichtung in der Mitte, die die Fläche in 2 nahezu gleichgroße Felder teilt
370,4 m x10 m mit einer Fläche von 3704 m2
III. „ Blumenwiese“ im nord- östlichen Teil des Landes
168m Länge und 75m Breite mit einer Fläche von 12 600 m2
IV. „Obstbaumallee“ entlang des öffentlichen Feldweges angrenzenden an die Sensthof- Flächen, insgesamt 24 Hochstämme alter Apfel und Birnen- Sorten
100 m Länge und 5 m Breite mit einer Fläche von 500m2
V. „Ostwiese“ auf einer keinen Fläche im Süd- Osten, die auf 2 Seiten von Gartenzäunen begrenzt wird
83m x 48m mit einer Fläche von 3984m
Gesamte Länge aller Hecken: 1 842,7 m
Für Naturschutzmaßnahmen werden 36498 m2 bepflanzt bzw. genutzt.
VI. 2 Ackerflächen für den ökologischen Anbau von Getreide
von Insgesamt 17,05 ha